31. Juli 2021

Strategieentwicklung zur Gründung eines eigenen Market Gardens

Uns selbstständig machen. Ein eigenes Business gründen. Unternehmerisch tätig werden. Wie wir's nennen, ist wurscht. Viel wichtiger ist, wir wollten es machen. Darüber geredet hatten wir schon seit einigen Jahren. Und nun, mitten auf unserer Tour durch Südwesteuropa im Mucki, wurde es ganz konkret. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir im Übrigen noch gar keinen Dunst, was wir machen wollten. Und so dachten wir uns im September 2020 in Soorts-Hossegor: Wenn wir noch nicht wissen, womit wir gründen wollen, dann überlegen wir uns doch schon einmal, was die Grundfesten unseres zukünftigen Unternehmens sein sollen.

Wir wollten uns einen Rahmen geben, eine Messlatte entwickeln, woran wir jede Geschäftsidee schnell und einfach bewerten können. Passt sie zu uns oder nicht? Unser Business-Kompass wurde entwickelt. Unser erster Schritt zur Strategieentwicklung eines eigenen Market Gardens - auch, wenn wir genau das damals noch nicht ahnten.

Im Folgenden erfährst du, anhand welches 10-Schritte-Fahrplans mit 4 Dokumenten frei zum Download für dich inkl. hilfreicher Links zur Unterstützung deiner eigenen Gründung wir vorgegangen sind, um unseren Market Garden zu gründen.

Am Ende dieses Artikels findest du folgende Dokumente für deine Strategieentwicklung zur Gründung eines eigenen Market Gardens:

  1. Checkliste zur Strategieentwicklung
  2. Business-Kompass
  3. Ergebnisprotokoll inkl. Auswertung
  4. Standort-Analyse-Tool zur Grundstückssuche

Wie bei unserem Lebensrad (hier geht's zum Artikel inkl. Lebensrad und Anleitung zum freien Download) auch, machen wir dies als Team. Du kannst diesen Leitfaden jedoch auch einfach nur für dich alleine nutzen. Wir hoffen, dies kann auch dir eine Unterstützung sein, um deinen eigenen Rahmen für eine erfolgreiche Gründung einer Marktgärtnerei abzustecken.

Schritt 1: Unser Business-Kompass

Unser Business-Kompass besteht aus 4 Hauptbereichen:

  • Persönlichkeit
  • Unternehmen
  • Interaktion
  • Maßnahmen & Umsetzung
Ein bunter Kompass zur Strategieentwicklung für ein eigenes Business

© 2021 Die GemüseManufaktur Birte & Thomas Weniger GbR.

Im Folgenden erklären wir dir, mit welchen Fragen wir uns durch deren Unterbereiche gelotst haben, und welche Ergebnisse wir uns hiermit erarbeitet haben.

Wer sind wir?

Diese Frage erschien uns die Elementare zu sein. Wer ist man bzw. wer sind wir gemeinsam? Eine spannende und zugleich komplexe Fragestellung. Klarheit darüber zu erlangen, wie das Bild unserer selbst aussieht, ist uns enorm wichtig, da es uns ermöglicht einen Abgleich von Selbst-, Fremd- sowie Wunschbild zu erlangen. Selbstbewusst durchs Leben zu wackeln bedeutet für uns auch sich seiner selbst bewusst zu sein ein recht klares und realistisches Bild von uns (selbst) zu haben.

Sich seiner selbst bewusst zu sein ist wichtig, da wir als Individuen mit unserer Persönlichkeiten & Charakteristiken in unser Unternehmen kommen und Spuren hinterlassen. Wissen wir, wo unsere sowie die Stärken unserer Teammitglieder liegen, lassen sich Aufgaben dementsprechend leichter verteilen.

Ähnlich wie bei der Arbeit mit unserem Lebensrad (hier geht's zum Artikel inkl. Lebensrad und Anleitung zum freien Download), beantworteten wir uns hierzu getrennt und dann gemeinsam folgende Fragen:

  • Was macht uns aus?
  • Wofür stehen wir?
  • Wie beschreiben uns andere?

Das Ergebnis war eine Sammlung aus uns bekanntem Feedback von Menschen, denen wir vertrauen und deren Meinung wir schätzen. Jedoch scannten wir auch Feedback von Menschen, denen wir nicht unbedingt zugeneigt sind, was jedoch nicht bedeutet, dass diese uns unwahres oder falsches Feedback gaben. Meist sind es die unangenehmen Seiten, auf die wir in solchen Konstellationen treffen, mit denen wir uns aber ebenso beschäftigen. Dann kamen unsere eigenen Meinungen sowie unsere Auffassungen, wofür wir so alles einstehen hinzu.

Wozu ist das alles gut? Nun, wenn unser gezeichnetes Charakterbild ein kommunikatives Team zeigt, welches Veränderungen liebt und risikoaffin ist, ist dies eine grundsätzlich andere Voraussetzung, als wenn man in allen drei Beispielbelangen das genaue Gegenteil aufweist. Das bedeutet nicht, dass beide Paare nicht dasselbe unternehmerische Potenzial besitzen, aber das Konzept dahinter wird sehr wahrscheinlich sehr unterschiedlich aussehen. Am Beispiel eines Market Gardens kann dies vielleicht bedeuten, dass Paar 1 eine eigene Direktvermarktung inkl. Verkauf auf einem Markt anstrebt, Paar 2 ggf. eher seine Waren an ein paar Großabnehmer vertreibt, und beides ist klasse.

Deshalb ist es uns sehr wichtig, ein realistisches Bild von uns selbst zu haben. Dieses skizzieren wir im Folgenden immer weiter.

Was interessiert uns wirklich?

Diese Frage war uns ebenfalls sehr wichtig. Kinderleicht, oder? Wirklich? Nach einem ausschweifenden Brainstorming hielten wir inne. Irgendetwas stimmte nicht. Auf unseren Zetteln standen zwar jede Menge Stichpunkte. Aber wir blickten vor allem auf Themenfelder unseres bisherigen Berufslebens. Was vollkommen in Ordnung ist, ja sogar der perfekte Ansatz sein kann. Unserer Vorstellung entsprach dies jedoch nicht.

Wir wollten vollkommen frei denken. Ohne Barrieren. Um frei wie Kinder unsere (Ur)Interessen zu Tage zu fördern. Unser Ziel war, die Themen ausfindig zu machen, für die wir brennen. Ganz gleich, ob wir irgendeine nennenswerte Ahnung davon hatten. Hierzu stellten wir uns z. B. folgende Fragen:

  • Was begeistert uns?
  • Welche Tätigkeiten machen uns große Freude?
  • An welchen Orten sind wir sehr glücklich/kreativ?
  • Was würden wir sehr gerne können

Diese Fragenliste ist nicht abschließend. Wichtig ist nur, was sie aufdeckt. Bei uns standen z. B. Themen an der Wand wie Natur, Fotografie, Texte schreiben, Zeichnen oder Ernährung, um einige zu nennen, mit denen wir beruflich bislang rein gar nichts zu schaffen hatten. Im Ergebnis hatten wir ca. 20 Themenfelder identifiziert, für die wir nach längerer Debatte meinten, größeres Interesse zu hegen.

Uns wurde klar, dass wir eine sehr enge Kopplung von Leben und Arbeit im Rahmen unserer Gründung erreichen wollten. Also weder den Eindruck zu haben" Yippie, endlich Wochenende", noch "so, Montag, es geht wieder los". Wir wollten diese "Grenzen" aufheben und durch ein, im Schnitt, dauerhaftes Gefühl unseren Interessen nachgehen zu können ersetzen. Vielleicht nur eine Utopie? We don't know. Auf jeden Fall ein für uns sehr erstrebenswerter und harmonischer Zustand.

Welche Stärken haben wir?

Nachdem wir Einigkeit hatten, wer wir sind und was uns interessiert, haben wir uns ganz nüchtern unseren Stärken zugewandt. Wiederum unabhängig von unseren Interessen schrieben wir strukturiert auf, was wir gut können. Auch dies wieder vollkommen freigeistig und barrierefrei. Ob das nun das Organisieren und Managen eines großen Projektes ist, das Bearbeiten von Bildern oder Mixen leckerer Smoothies. Egal. Alles, was wir meinten gut zu können oder es durch Feedback glaubhaft vermittelt bekommen hatten, wurde notiert.

Wir bedienten uns z. B. folgender Fragen:

  • Was sagen andere, was wir gut können (einzeln und auch gemeinsam)?
  • Was wissen wir, was wir gut können?
  • Zu welchen Themen suchen Freunde oder Familie Rat bei uns?

In unserem Falle haben wir die Ergebnisse dann auch gleich miteinander verschmolzen, damit wir sehen konnten, was wir beide gut können und wo einzelne Stärken liegen. Damit konnten wir sehr einfach das gesamte Spektrum an einsetzbaren Stärken sehen. Ein sehr gutes Gefühl im Übrigen, wenn man sich einmal schwarz auf weiß ein Bild davon macht, wozu man so alles im Stande ist.

Und was ist mit unseren Schwächen? Nichts. Die haben wir nicht notiert, da es uns nichts bringt. Wir orientieren uns ausschließlich an unseren Stärken und Interessen. Haben wir eine passende Projektidee identifiziert, zeigt sich automatisch, dass dabei auch Buchhaltung ansteht, wovon wir beide keine Fans sind, die aber, bis zu einem gewissen Punkt, mit etwas Disziplin locker zu bewältigen ist. Wenn wir merken, oha, wir müssten ja Programmieren können, was jedoch keiner von uns kann, gibt es drei Optionen: 1. Programmieren lernen (wenn es keine Schwäche ist, sondern einfach ein Nicht-Können), 2. Outsourcen oder 3. eine falsche bzw. unrealistische Geschäftsidee zu den Akten legen.

Stärken zu stärken macht unseres Erachtens Sinn. Schwächen zu versuchen in Stärken zu verwandeln ist unserer Erfahrung nach nicht zielführend. Mit unseren Schwächen offen und realistisch umzugehen, um keine Fehlentscheidungen zu treffen, das macht Sinn!

Wir kennen unsere Schwächen sehr gut, weshalb wir hierauf auch nicht näher eingehen. Und bei der Stratgieentwicklung zur Gründung eines eigenen Market Gardens steht die Identifikation von Stärken im Fokus. Solltest du deine Schwächen nicht im Detail kennen, macht es durchaus Sinn, auch diese zu notieren, um Strategien zu entwickeln, mit diesen vernünftig umzugehen. Dies ist aber eher ein Thema der Persönlichskeitsentwicklung, worauf wir am Rande im Blogartikel zum Thema "Verhandeln im Market Gardening" eingehen.

Welche Unternehmensziele verfolgen wir?

Nachdem wir unser WIR sowie unsere Interessen und Stärken im Rahmen des Bereiches Persönlichkeit identifiziert und übereinander gebracht hatten, wandten wir uns dem Bereich Unternehmen zu.

Welche Ziele wollten wir generell mit einer eigenen Unternehmung verfolgen? Eine durchaus komplexe Fragestellung, da wir ja eine harmonische, grenzenlose Gesamtlebenssituation erschaffen wollten. Operative Unternehmensziele konnten wir also nicht definieren. So versuchten wir uns von globaleren, übergeordneten und langfristigen Unternehmenszielen leiten zu lassen und stellten uns dabei folgende Fragen:

  • Wie soll die Kopplung von Leben & Arbeiten aussehen?
  • Welche Rolle sollen Sinn & Beitrag bei unserer Unternehmung spielen?
  • Welches Hände-Kopf-Verhältnis wünschen wir uns?
  • Welchen Charakter sollen unsere Produkte oder Dienstleistungen aufweisen?
  • Welche Art von Partnerschaften kommen für uns in Frage?
  • Wie stellen wir uns Netzwerkarbeit vor?
  • Welche Erwartungen haben wir an unsere persönliche und fachliche Weiterentwicklung?
  • Welche finanziellen Erwartungen haben wir an unsere Unternehmung?

Gepaart mit der Frage, ob wir eher eine kleine oder große Organisation anstreben, haben wir die Ergebnisse obiger Fragen dann immer wieder durchgekaut, bis wir uns sicher waren "Yes, diese Hauptziele verfolgen wir mit unserer Unternehmung".

Wichtig war uns Eines: Unsere Ziele müssen, für uns, realistisch und erreichbar sein. Sie dürfen sehr gerne auch herausfordernd sein. Und es muss ein Zielkorridor erkennbar sein. Sprich, ein Zusammenhang mit unseren Lebenszielen muss gegeben sein, damit wir mit unserem angestrebten Lebens-Arbeits-Komplex auch voll und ganz hinter unseren Unternehmenszielen stehen können.

Welche Unternehmenswerte haben wir?

Jetzt, wo wir auch unsere übergeordneten Unternehmensziele kannten, wurde uns klar, dass wir uns sogleich auch Unternehmenswerte verpassen konnten, an denen wir unser unternehmerisches Handeln ausrichten wollten. Werte sind für uns von Bedeutung, weil wir anhand derer leichter Entscheidungen treffen und uns darauf basierend Grundsatzdiskussionen ersparen können.

Wir verraten kein Geheimnis, dass unsere drei Werte Team (Verlässlichkeit, Disziplin, Fairness, Gleichberechtigung), Unternehmer (Autonomie, Freiheit, Unabhängigkeit, unkonventionell) und Authentizität (Ehrlichkeit, Vertrauen) lauten.

Auch hierbei haben wir uns wieder mit ein paar Leitfragen beholfen:

  • Nach welchen Werten/Maximen soll unser Unternehmen handeln?
  • Auf welchen Grundlagen sollen unsere Entscheidungen und unser Handeln beruhen?
  • Welche Werte/Maxime sind für uns unumstößlich und nicht verhandelbar?

Wir stellten uns die Frage, wie müssen wir wohl als Unternehmer sein, um das alles unter einen Hut zu bringen. So wollen wir z. B. als Team nach innen und außen verlässlich und fair, aber auch klar in der Sache sein. Team heißt für uns Kraft, Energie mit Kreativität, womit wir alles erreichen können. Passt etwas nicht zu unserem Wert "Team" arbeiten/beschäftigen wir uns nicht damit. Dies schleift den Rahmen, den wir uns für unsere Unternehmung geben, fein.

Und es gibt uns Sicherheit, worauf wir immer wieder zu achten haben. Im Innen- als auch Außenverhältnis. Wir sind überzeugt, orientieren sich Leben & Arbeit an Werten, wird beides erst wertig.

Wie soll man uns sehen?

Diese Frage im Rahmen des Bereiches Interaktion einmal komplett für unsere eigene Unternehmung durch zu spielen, halten wir für sehr wichtig. Denn eine intensive Auseinandersetzung mit dem Bild, welches wir uns für unser Unternehmen im Außenverhältnis wünschen, kann einem noch viele gute Hinweise und Ideen einbringen. Berti kam z. B. über ihren Gedanken, dass wir auch bei solchen Details wie einer Visitenkarte einen sanften, gärtnerischen Charakter mit Effekt (zum Nachdenken, aber auch in Erinnerung bleiben) erzeugen wollen. So haben wir mit einer Druckerei gemeinsam ein Konzept für die Herstellung von Visitenkartensamentütchen aus Recyclingpapier entwickelt. Dort kommen Samen für eine Bio-Natur-Weide hinein. Bedruckt sind die Tütchen mit unserem Logo, unseren Kontaktdaten sowie einem unserer Slogans. Das Feedback ist wirklich mega toll hierzu. Ebenso tüfteln wir noch an unseren Gemüsekörbchen.

Über unseren Wunsch Permakultur & Localism immer mehr in unser Handeln zu integrieren, sind wir aktuell auf der Suche nach Optionen, unsere Gemüsekörbchen hier in der Gegend aus natürlichen Materialien zu bezahlbaren Preisen herstellen zu lassen. Mit Henkel zum bequemen Tragen und in einer Größe, damit er auf jeden Gepäckträger passt. Wir hoffen dadurch die Menschen ein Stückchen mehr dazu motivieren zu können, mit dem Rad zu uns zu kommen.

Schlussendlich haben wir uns über diesen Weg auch von Verpackungen verabschiedet. Für uns passt unser Gedanke Nahrungsmittelerzeugung anders und zukunftsorientiert zu gestalten nicht mit Verpackungen zusammen. Keinesfalls mit Plastiktüten & Co.. Jedoch erschließt sich uns auch nicht, weshalb wir Salat in kompostierbare Stärkebeutel und Tomaten in recycelte Pappkartons stecken sollen.

Weshalb holen wir bei diesem Punkt so aus? Weil es so einfach am Ende nicht ist. Wir halten das Leben nicht für schwarz oder weiß. Vollgas und Vollbremsung sind immer nur in gewissen Momenten gut. Wir versuchen Mittelwege zu finden, die mit unserer Überzeugung, unseren Werten, Zielen und unserer Umwelt harmonieren. Mit Vorteilen auf der einen sind häufig auch Nachteile auf der anderen Seite verbunden. Und das ist alles ok aus unserer Sicht. Wir wollten diesen Spannungsbogen möglichst gut kennenlernen und sind überzeugt bzw. bemerken, dieser Prozess bleibt in Fahrt und hilft uns unsere Ideen und unser Handeln immer wieder zu reflektieren.

Es sind gerade einmal diesen beiden Fragen, die uns immer wieder stellen:

  • Wie soll man über unser Unternehmen sprechen?
  • Welche Wahrnehmung soll unser Unternehmen erzeugen?

Wir sind überzeugt, schaffen wir es, neben richtig tollem Gemüse, Kräutern usw., auch den richtigen Spirit zu den Menschen zu transportieren, dann können wir nicht nur die Nahrungsmittelproduktion sowie deren Konsum positiv beeinflussen, sondern auch die gesamte Haltung dazu. Dann meinen wir, haben wir unsere Aufgabe wirklich erfüllt und an der Welt von morgen mitgewirkt.

Was wollen wir nicht und wie können wir es verhindern?

Wir versuchen zu erörtern, wie etwas möglich wird, was wir machen können und wie eine Herausforderung zu bewältigen ist. Allerdings meinen wir, dass klare "No Gos" zu definieren ebenso wichtig ist, wie die Definition von Unternehmenswerten. Festzulegen, was für Besonderheiten eine Zusammenarbeit 100 %ig ausschließen oder dass Druck & Stress über ein definiertes Maß hinaus nicht toleriert werden und wie in solchen Situtionen verfahren werden soll, bereitet uns ein gutes Stück auf mögliche Krisensituationen vor. Unseren Reaktionsplan haben wir dann grundsätzlich in der Tasche und können uns auf's Wesentliche konzentrieren - nämlich die Bewältigung der Krise.

Ein Ergebnisprotokoll?

Japp! Was sonst? Mit unserem Ergebnisprotokoll im vierten Bereich Maßnahmen & Umsetzung halten wir kurz, kanpp und strukturiert fest, was wir für Gedanken in teils tagelanger Arbeit so hervorgebracht haben. An unserem Ergebnisprotokoll haben wir alle Geschäftsideen gemessen, die wir so hatten. Und jede Menge verworfen. Egal, ob du diesen Artikel hier liest, weil du noch gar keine Ahnung hast, was du gründen möchtest, oder mit der konkreten Idee zur Gründung einer Marktgärtnerei unterwegs bist. Wenn du deinen eigenen Business-Kompass mit Ergebnisprotokoll erarbeitet hast, wirst du wissen, ob Market Gardening bzw. welche (vertriebliche) Richtung zu dir passt.

Erstellung eines Visionboards?

Auf jeden Fall! Was für unsere Gesamtlebensziele funktioniert hat, kann doch für's Business nicht schaden, dachten wir uns. Also zimmerten wir ein Business-Visionboard zusammen. Jeder sein Eigenes. Dann verschmolzen wir beide. Ob digital oder analog, gigantisch groß oder in einem kleinen Büchlein. Jeder, wie er mag. Unsere Visionboards sind meist ca. 1 qm groß und hängen an zentraler Stelle, wo wir unsere Ziele ständig sehen und daran erinnert werden.

Uns motiviert das ungemein und wir entwickeln ein Business-Visionboard z. B. anhand folgender Fragen:

  • Welche Vision haben und welche Ziele verfolgen wir?
  • Wie soll unser Arbeitsplatz sein und welche Atmosphäre ist uns wichtig?
  • Wie sieht unser Team und unsere Teamarbeit aus?
  • Nach welchen Prinzipien/Grundsätzen/Werten handeln wir?
  • Welche Work-Life-Balance streben wir an und wie planen wir Reisen/Urlaub ein?
  • Wie sollen unsere Finanzen kurz- und langfristig aussehen?

Das Ergebnis ist bei uns immer ein kunterbuntes Bild, welches unsere Ziele & Visionen bildlich motivierend übersetzt. Das Basteln macht i. Ü. auch jede Menge Freude ;-)!

Im weiteren Verlauf dieses Artikels stellen wir dir jetzt noch 9 weitere wesentliche Elemente unserer Strategie zur Gründung eines eigenen Market Gardens inkl. frei zugänglicher Tools zum Download vor, nämlich:

  1. unsere Organisation
  2. unseren Finanzcheck
  3. unsere Story & unser Warum
  4. unser Standortort-Analyse-Tool
  5. unser Netzwerk
  6. gründungsrelevante Stellen
  7. Spezialthemen
  8. unseren Projektplan & unsere Zeitschiene
  9. unsere Dokumentation

Schritt 2: unsere Organisation

Organisation ist für uns alles. Wir planen mit Jahres-, Monats-, Wochen- und Tageszielen. Es macht das Meiste wesentlich einfacher für uns. Selbst Tommy als sehr spontaner Mensch liebt Organisation. Es passieren nämlich genug unvorhergesehene Dinge am Tag, bei denen wir Spontaneität benötigen, als das unser ganzer Tag jedes Mal eine einzige Überraschung wird. Dafür halten wir es einfach. Drei Tools nutzen wir:

  • Whiteboard (Wochen- und Tagesplanung)
  • Trello (Jahres- und Monatsplanung inkl. Sammlung neuer Aufgaben und Ideen)
  • digitaler Kalender (für alle geblockten, fixen oder sich wiederholenden Termine)

Unsere Organisationsstruktur ist im Grunde schnell eingerichtet und einfach in der Nutzung. Alle geblockten, fixen oder sich wiederholenden Termine wandern mit allen notwendigen Informationen in unseren Kalender. Alle to dos, Ideen oder sonstigen Hinweise wandern erstmal in Trello. Entweder in eine konkrete Monatsliste oder in eine Sammelliste ohne Zuordnung.

Einmal in der Woche machen wir Wochenplanung und -reflektion. Dann verteilen wir alle neuen Karten aus der Sammelliste in Trello entweder in die nächsten Monate, in die kommende Woche oder löschen sie, weil sie sich als unwichtig herausstellen. Dann sammeln wir alle für die kommende Woche relevanten Aufgaben aus Trello sowie unserem Kalender ein und verteilen diese auf unserem Whiteboard auf die einzelnen Wochentage.

Insbesondere in Zeiten, wo sehr viel passiert, hilft uns diese intensive Planung (keine Sorge, zu Beginn dauert das Ganze etwas länger, nach kurzer Zeit geht das ratzfatz) sehr dabei den Überblick zu wahren. So gehen uns keine wichtigen Aufgaben, Erinnerungen oder Hinweise durch die Lappen.

Schritt 3: unser Finanzcheck

Neben der Tatsache, dass wir seit 20 Jahren ein gut funktionierendes Finanz-Controlling haben, war ein Finanzcheck zur Gründung unseres eigenen Market Gardens wichtiger Strategiebestandteil. Hierzu schauten wir uns folgende Punkte im Detail an:

  • Was sind unsere laufenden Kosten?
  • Welche laufenden Kosten kommen wahrscheinlich durch den Market Garden hinzu?
  • Welches Einkommen benötigen wir, um ein Leben nach unseren Vorstellungen zu führen?
  • Welches Budget steht uns für Investitionen zur Verfügung?

Diese Zahlen haben wir ehrlich auf den Tisch gelegt, um zu sehen, was brauchen wir und was können wir uns leisten. Am Ende muss unsere Geschäftsidee neben aller Überzeugung auch unseren Lebensunterhalt sichern.

Schritt 4: unsere Story & unser Warum

Wir haben unsere Story und damit unser Warum im Rahmen unserer Strategieentwicklung zu Papier gebracht. Weshalb? Das hat mehrere Gründe. Wir halten die Geschichten hinter Menschen und Unternehmen für so spannend und motivierend. Diese Geschichten sind es alle wert, erzählt zu werden. Denn jeder fühlt sich von unterschiedlichen Backgrounds angesprochen. Und so, wie wir z. B. durch den Film "Tomorrow" inspiriert wurden, wollen auch wir gerne unsere Erfahrungen teilen, um hoffentlich andere zu inspirieren, auch einen eigenen Market Garden zu gründen.

Dann wollten wir checken, ist unsere Geschichte (und damit auch Gesamtstrategie) rund? Wenn ich z. B. auf die Suche nach einem Grundstück gehe, möchte ich meinen Gesprächspartnern strukturiert meine Motivation und Ziele erklären können. Das gilt ebenfalls für alle anderen Gesprächspartner, mit denen wir im Laufe der Zeit so zu tun haben.

Und wir haben unsere Story, unser Warum, noch einmal mit unserem Business-Kompass und auch Lebensrad (hier geht's zum Artikel inkl. Lebensrad und Anleitung zum freien Download) abgeglichen. Passt alles zusammen? Ist dieser Weg der Richtige für uns? Bei der Strategieentwicklung haben wir uns selbst immer wieder auf's Neue überprüft, um nicht doch noch plötzlich in eine falsche Richtung zu rennen.

Schritt 5: unser Standort-Analyse-Tool

Wir haben unsere Standortsuche mit einem strukturierten Standort-Anaylse-Tool vereinfacht, um bei jedem in Frage kommenden Grundstück einen schnellen Check machen zu können, ob dieses für uns in Frage kommt. Hierzu haben wir eine Hand voll Kriterien definiert inkl. Ein- und Ausschlusskriterien (z. B. bei der Grundstücksgröße, der Besonnung der Fläche oder der Entfernung großer, potenzieller Kundengruppen), um uns nur mit wirklich interessanten Grundstücken auseinander zu setzen.

Das Tolle daran ist, diese Kriterien kann jeder individuell festlegen. Wenn wir vorhätten, ausschließlich auf den Markt zu fahren, könnte unsere Fläche wesentlich isolierter und abschüssiger liegen, als wenn wir eine Direktvermarktung anstreben, bei der wir möglichst nahe bei unseren Kunden arbeiten sollten.

Die intensive Auseinandersetzung mit Kriterien wie Bodenrichtwerten, Einwohnerzahlen, Kollegen, Verkehrswegen, Siedlungsentwicklungen (Flächennutzungs- und Bebauungsplänen), Windrichtungen und allgemeiner Geländeausprägung haben uns sehr dabei geholfen, ein Gespür für spannende Lagen zu bekommen und auch für Gespräche mit Grundstückseigentümern gut gewappnet zu sein.

unsere Grundstückssuche

Im fließenden Übergang zum Netzwerken haben wir dann auch als erstes unser engstes Netzwerk bei unserer Grundstückssuche bemüht. Die Nachfrage bei Familie, Freunden und Bekannten, ob jemand ein passendes Grundstück hat oder jemanden kennt, der eines hat und mit dem man sich mal unterhalten könnte, ist häufig sehr effektiv. Aber der Phantasie sind auch hier natürlich keine Grenzen gesetzt.

Wir z. B. waren mit zwei unterschiedlichen, schicken Flyern, auf denen alles Notwendige (wer, was, wo, wie) kurz gehalten vermerkt war, darauf vorbereitet, an folgende Institutionen heran zu treten:

  • Privatpersonen
  • Landwirte
  • Unternehmer
  • Landwirtschaftskammer
  • Vermittlungsorganisationen wie Kulturland
  • Wirtschaftsförderung
  • Stadtplanungsamt
  • Bürgermeister
  • lokales Co-Working-Space

Und diese Liste ist noch nicht fertig. Unserer Phantasie und unserem Engagement sind hier wirklich keinerlei Grenzen gesetzt. Auf dem richtigen Ansprachekanal, mit der richtigen Ansprache, seiner Idee & Story im Gepäck sowie einer Vorstellung über den Mehrwert für beide Gesprächspartner, kann hier im Grunde nichts schief gehen und es öffnen sich häufig ungeahnte Optionen.

So haben wir also einen Plan gemacht, an welche Institutionen wir uns in welcher Reihenfolge und auf welchem Kanal wenden werden im Rahmen unserer Grundstückssuche.

In einem der nächsten Podcasts bzw. Blogartikel werden wir dir etwas über die Basics des Verhandelns im Market Gardening erzählen, wodurch wir auf den Punkt der Grundstückssuche noch wesentlich intensiver eingehen werden.

Schritt 6: unser Netzwerk

Nachdem feststand, dass wir eine eigene Marktgärtnerei gründen wollen, haben wir umgehend begonnen, uns zu vernetzen. Das bedeutet, wir haben angefangen Onlineseminare zu belegen, an (aktuell vorwiegend digital stattfindenden) Vernetzungsreihen teilzunehmen oder über Social Media mit Menschen Kontakte zu knüpfen, von denen wir hofften, lernen zu dürfen. Da wir ja aus gänzlich anderen Berufsfeldern stammen, haben wir versucht neben unserer Arbeitsleistung unsere Erfahrungen als Know how anzubieten, was ganz wertschätzend angenommen wurde. Egal aus welcher beruflichen Ecke jemand stammt, so bringt er garantiert interessante Sichtweisen, Erfahrungen und Fähigkeiten für's Market Gardening mit.

Uns haben die Besuche und Arbeitstage in unterschiedlichen Betrieben bei verschiedensten Menschen so unendlich viel gebracht, wofür wir sehr sehr dankbar sind. Wir sind auf so offene Arme und Herzen gestoßen. Dies sucht seines Gleichen. So, das muss auch mal gesagt werden.

Schritt 7: gründungsrelevante Stellen

Zuletzt haben wir noch weitere gründungsrelevante Stellen abtelefoniert, um kurz und knapp unser Vorhaben zu erläutern und zu erfragen, ob es im Zusammenhang mit der jeweiligen Stelle eine Aufgabe gibt. Vorab informierten wir uns im Internet oder bei Leuten, die bereits Erfahrungen mit der jeweiligen Institution gemacht haben, um nicht total "nackt" anzurufen. Unser Ziel ist immer, so gut informiert zu sein, damit wir die Antworten auf unsere Fragen einigermaßen einschätzen können und wissen, wo wir eher noch einmal nachhaken sollten. Wir spielen bei unseren Informationsanfragen immer mit offenen Karten, um dann genau zu wissen, womit wir es im Rahmen der Gründung wirklich zu tun haben. Bei diesen Telefonaten versuchen wir partnerschaftliche Beziehungen zu knüpfen und den Menschen in Erinnerung zu bleiben. Es menschelt - wie überall.

Folgende Stellen haben wir vorab einmal angerufen:

  • Finanzamt (steuerliche Anmeldung)
  • SVLFG (Berufsgenossenschaft, Kranken-, Alters- und Pflegekasse)
  • Steuerberater (Landwirtschaftliche Buchstelle)
  • Landwirtschaftskammer (Allgemein)

Zu allen gründungsrelevanten Themen werden wir ebenfalls in einem der kommenden Podcasts bzw. Blogartikel im Detail eingehen.

Schritt 8: Spezialthemen

In Einzelfällen kann es von Interesse sein, sich spezialisierte Experten an Bord zu holen. Dies können z. B. sein:

  • Bodengutachter (z. B. bei Altlastenverdachtsfällen oder in Bergbauregionen)
  • Architekt (z. B. bei eigenen, größeren Bauvorhaben oder umfangreichen Abbruchvorhaben)
  • Rechtsanwalt (Kauf-, Pacht- oder Erbaurechtsvertrag)

Schritt 9: unser Projektplan & unsere Zeitschiene

Nachdem wir die ganzen vorgenannten Punkte abgearbeitet hatten, haben wir noch eine Zeitschiene entwickelt. In dieser war genau definiert, bis wann welche Aufgaben erledigt sein sollten und auch welche Abhängigkeiten unter den verschiedenen Themen bestanden. Hierzu kann man z. B. für Trello ein GANTT-Modul nutzen, welches einem die ganzen unterschiedlichen Aufgaben und Meilensteine visualisiert. Wir haben dies genutzt, aber nur für die Big Points. Die Gefahr, dass man sich hierüber in einem ineffizienten Detailcontrolling verliert, ist uns zu groß.

Für uns wesentlich wichtiger war und ist eine banale TO-DO-Liste z. B. in Excel, die wir ausdrucken können. Aber das ist tatsächlich, wie so Vieles, Geschmackssache. In diesem Bereich gibt es jede Menge guter Apps, die das ebenfalls erledigen, unter anderem z. B. Trello.

Unsere Zeitschiene kontrollieren wir wöchentlich und schreiben diese fort, damit wir den Überblick behalten.

Schritt 10: unsere Dokumentation

Zusätzlich zu unseren Orga-Tools nutzen wir zur Dokumentation unserer Arbeit, Gespräche, Telefonate etc.

  • Onenote
  • digitale Ordnerablage (eine private Cloud von Synology)
  • Mailprogramm

In Onenote, unserer Cloud und im Mailprogramm haben wir dieselbe Ordnerstruktur, damit wir alle Unterlagen und Informationen schnell wiederfinden. Und alle Tools sind immer auf allen Endgeräten synchronisiert und wir können bequem von unterwegs arbeiten.

Wir arbeiten sehr diszipliniert mit dieser Struktur, was uns den Vorteil bringt, dass praktisch nichts vergessen wird, wir alle Vorgänge im Unternehmen (und Leben) voll im Griff haben und selbst nach Monaten an Gespräche, Ideen und Projekte nahtlos anknüpfen können. Dies hat für uns einen gigantischen Wert und entspannt uns ungemein.

Unsere fertige Strategie

Wir hatten nun eine fertige Strategie zur Gründung eines eigenen Market Gardens. Und gerade in unserer Gründungs- bzw. Aufbauphase profitieren wir von unserer ausgearbeiteten Struktur immens, weil wir immer wissen, wie es als nächstes weitergeht. Und natürlich laufen Dinge anders als geplant und auch mal aus dem Ruder. Aber diese Situationen sind eingeplant und wir haben diverse Pläne B. Das ist ein gutes Gefühl.

Dir oder euch wünschen wir viel Erfolg bei der eigenen Strategieentwicklung zur Gründung eines Market Gardens. Wir hoffen, dieser Artikel unterstützt dich oder euch dabei, die eigenen Ziele zu verwirklichen. Viel Erfolg und Freude.


Download:

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Bei Fragen sind wir super gerne behilflich. Berti und Tommy